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Was ist Focusing?

Focusing ist eine sanfte Art der Selbstauseinandersetzung, ein Art „körperorientiertes Reflektieren“. Dabei geht es schlicht darum, eine offen-interessierte, nicht wertende Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten gegenüber etwas, was wir bereits spüren, worüber wir aber noch nicht sprechen können. 

Was ist nun aber dieses „bereits Gespürte, über welches noch nicht gesprochen werden kann“? Nun, es ist das, was wir „Felt Sense“ oder zu Deutsch „die gefühlte Bedeutung“ nennen und es ist das eigentliche Kernstück von Focusing.

Ein „Felt Sense“, „die gefühlte Bedeutung“ ist das, wie sich ein Problem oder eine Situation „anfühlt“, wenn ich einen Moment innehalte und eine Empfindung darüber kommen lasse. Damit sind nicht die üblichen Emotionen oder Gedanken gemeint, denn diese können endlos kreisen oder zu Blockaden führen. Es ist eher dieses ganz frische, plötzlich vorhandene Empfinden, eine Art körperliche Resonanz, die sich einstellt und oftmals neue Information und neue Perspektiven enthält.

Wir sind uns nicht gewohnt, erst mal Pause zu machen, wenn wir ein Problem lösen oder eine Situation erfassen wollen. Focusing beginnt mit solch’ einer Pause.

Warum Focusing und was ist so hilfreich?

Es passiert gerne, dass wir stecken bleiben in unseren gewohnten, sich wiederholenden Gedanken und Gefühlen. Wir verlieren den Kontakt zu uns selber, wir fühlen uns klein angesichts unserer Probleme, wir vergessen unsere Stärken. Wir sehen nur einen Teil der Umstände. Wir finden Wege, unsere Gefühle zu verdrängen, wegzustecken, weil das Fühlen zuviel wird.

Die Pause, welche ein Reflektieren in der Art des Focusing erst möglich macht, bringt Abhilfe. Wir sind nicht länger angetrieben oder umher geworfen. Indem wir Pause machen und eine „gefühlte Bedeutung von dem Allem“ kommen lassen, gelangen wir an einen neuen Ort. Wir entdecken Neues, wir fühlen uns erleichtert, und nicht selten sind wir erstaunt, plötzlich klar zu merken, was wir wirklich fühlen, was wir wirklich wollen, was das Wesentliche an einer Sache für uns ist.

Ist denn Focusing mehr als Pause machen und „Felt Sense“ erspüren? Ja und nein. Der Rest von Focusing ist im Grunde mehr von eben diesem: Mit dem bleiben, was du da spürst, ihm Gesellschaft leisten, es anspüren, es beschreiben, spüren, ob die Beschreibung passt.

Erstaunlicherweise erlaubt genau dieser nicht fordernde, offen-interessierte, respektvoll-geduldige Kontakt, dass sich das innere Erleben entfaltet, verdeutlicht, verändert. Innerlich tut sich etwas, das vorher nicht möglich gewesen wäre und verworren bleibt, solange wir bloss versuchen, uns selber „hinzubiegen“, uns etwas einzureden, zu analysieren, zu retten, zu verstehen. So ist das innere Erleben zwar reich aber bedürftig. Obschon omnipräsent, ist es darauf angwiesen, dass wir ihm Aufmerksamkeit schenken, um zu bemerken, was es braucht, was ihm fehlt oder zuviel ist. Sonst wird dieses Erleben depressiv, explosiv oder fahrig und wenig vertrauenswürdig.

Wer hat Focusing entwickelt?

Focusing wurde entdeckt, als sich Prof. Eugen Gendlin an der Universität Chicago mit der Frage befasste, warum denn Psycho-Therapie den Einen helfe, den Andern aber nichts nütze? Das Ergebnis der breit angelegten Studie war verblüffend: erfolgreiche Therapie-Patienten haben eine vage, schwierig zu beschreibende Wahrnehmung, eine Art körperliches Gespür über ihre Probleme. Diesem Gespür in einer bestimmten Weise Gesellschaft zu leisten schien der Kernpunkt zu sein, der über einen Therapieerfolg entschied. Gendlin entdeckte, wie diese Fähigkeit der inneren Achtsamkeit und Wahrnehmung gelernt werden kann und machte sie unter dem Namen Focusing zugänglich. Heute wird Focusing nicht nur in psychotherapeutischem Umfeld genutzt, sondern weltweit unterrichtet und in Kursen Jedermann für sein persönliches seelisches Wohlbefinden und als Prozess, der immer wieder und mit jedem Thema autonom angewandt werden kann, weitergegeben und unterrichtet.  Heutzutage findet Focusing zunehmend Verbreitung in psychosozialen, pädagogischen, beratenden, künstlerischen und kreativen Berufsfeldern. Dasselbe gilt für Supervision, Coaching und für Persönlichkeitsentwicklung. Mehr über Geschichte und Lernkonzepte von Focusing finden Sie im Wikipedia Eintrag über Focusing.

Wie wird Focusing am Einfachsten gelernt?

Wenn Ihnen Focusing noch ganz unbekannt ist, empfehlen wir den Besuch einer auf Sie und Ihre Interessen/Bedürfnisse abgestimmten Einzelsitzung bei einem professionellen Focusing-Lehrer. Dabei werden Sie sorgfältig durch einen Focusing-Prozess begleitet und können so eine erste direkte Erfahrung damit machen. Und Sie können die Fragen stellen, die sich daraus für Sie persönlich ergeben. Danach können Sie einen Focusing Grundlagen-Kurs 1 besuchen, der es Ihnen möglich macht, Focusing sofort für sich anzuwenden. Werfen Sie doch einen Blick auf mein Kursangebot.